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Portraits im Speisewagen

Schon auf dem Bahnsteig war mir sein eleganter breitkrempiger Hut aufgefallen, weil er gut sein markantes Profil verstärkte. Dann musste ich mich um die richtige Bahnsteigposition kümmern um in dem Gedränge auch rechtzeitig in den Speisewagen zu kommen. Sonst sind alle Plätze weg. Er hatte einen älteren Herrn als Gesprächspartner und setzten sich an den Zweiertisch, an die mir gegenüberliegende Fensterseite. Beide unterhielten sich sehr lebhaft. Es ging um die Bühne, um Schauspiel und Gesang. Opernfans, dachte ich und meine Aufmerksamkeit wurde von der Gestik und der Redeweise des jüngeren angezogen, weil sie wie vorher der Hut, sehr gut zu seinem Profil passte. Nach einer Weile der Betrachtung der Szene verarbeitete ich einige Brocken der Unterhaltung. Rote Zora und Zauberflöte und Figaro konnte ich aufschnappen, sowie Oper Berlin, Staatsoper Hannover. Beim Kellner sagten beide, Hannover sei das Reiseziel. Also musste ich mich mit meiner Schnellskizze und dem Autogramm beeilen.
Thomas Scheler ist Sänger und Schauspieler. Meine kleine Zeichnung hat ihn erfreut und er hat gern sein Autogramm darunter gesetzt. Über den Tenor und Schauspieler Thomas Scheler gibt es recht viel auf Web-Seiten zu entdecken: Schlossfestspiele Schwerin, Berliner Philharmonie, Theater Bremen, Theater Koblenz sind nur einige Stationen die ich hier aufzählen kann.

Der Speisewagen war mal wieder gut besucht, wie immer auf dem Weg nach Berlin, der einzige freie Platz war am Zweiertisch. Ein knappes „Ja bitte“ als Antwort auf meine Frage zeigte , dass die junge Frau, die schon dort saß, nicht gestört werden wollte. Sie hatte kleine Kopfhörer im Ohr und lauschte konzentriert. Gelegentlich nippte sie an einer Tasse, war dann aber gleich wieder im Hören vertieft. Sie verglich das Gehörte wohl offensichtlich mit dem Inhalt eines Blattes auf dem ich Noten erkennen konnte. Ihr Gesicht war wirklich von ihrer Haarpracht eingerahmt. Mit meiner Zeichnung und meiner Bitte um ein Autogramm wagte ich die Arbeitsatmosphäre zu unterbrechen. Galina Shesterneva war wohl nicht so zufrieden mit meiner Zeichnung, oder der Störung aber mein Wunsch wurde erfüllt. Sie ist eine erfolgreiche Sängerin an mehreren Opernhäusern in Europa und besonders in Deutschland. Einige dieser Stationen sind:  Preisträgerin bei internationalen Gesangswettbewerben, Nationaltheater Mannheim, Staatstheater Braunschweig, Oper Bonn, Oper Graz das Aalto Theater Essen. Dazu gehören Titelpartien in Turandot und Madame  Butterfly, in  Aida, Tosca und Norma, Namen wie Desdemona (Otello), Santuzza (Cavalleria rusticana), Elisabetta (Don Carlos). Eine Weiterführung der  Aufzählung sprengt hier den Rahmen.

Eine schöne Fahrt von Wuppertal nach Hannover, dort wechselte Herr Sodann den Zug Richtung Halle/Leipzig. Ein sehr unterhaltsamer Gesprächspartner, humorvoll und ein Mensch, der zu den aktuellen Dingen sehr viel sagen kann. Eine Dame beugte sich zu mir und frage leise: „Ich kenne diesen Herrn aus dem Fernsehen, wissen sie seinen Namen?“ Peter Sodann ermunterte sie: „Fragen sie mich, so dann sage ich meinen Namen!“
Sehr interessant ist sein Bücherprojekt: www.Petersodann.de

Scott Lawton ist ein beeindruckender Musiker. Stationen seines Schaffens: Dirigent des Deutschen Filmorchesters Babelsberg, musikalischer Leiter bei den Gandersheimer Domfestspielen, WDR Runkfunkorchester, Sinfonieorchester Wuppertal, dem Rundfunkorchester Pilsen und dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt -Oder. Die Aufzählung kann hier nicht fortgeführt werden. Aktuell leitet er auch eines der führenden sinfonischen Bläserensembles deutschlands. das Landespolizeiorchester NRW. Da wird Strawinsky, Brahms oder Gershwin gespielt.
Er sitzt mir gegenüber und liest konzentriert in der  Zeitungen. Eine schnelle Skizze gibt mir Anlass, in ein Gespräch zu kommen. www. scott-lawton.de

Herr Sonwabo Eddie Funde arbeitet während der Zugfahrt, er liest in Geschäftspapieren, dabei wechselt er einmal die Brille. Das war nicht einfach beim skizzieren. Er bestellt Berner Sauerbraten und stilles Wasser. Da ergibt sich die Gelegenheit ein Gespräch zu beginnen. Im August 2008 wurde S.E.  Herr Sonwabo Eddie Funde von Bundespräsident Horst Köhler als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Südafrika in Deutschland akkreditiert.  Herr Funde fährt von Berlin nach Bremen, ich habe also nur bis Hannover das Vergnügen mit ihm zu reisen.www.suedafrika.org

Hellmuth Karasek reist von Köln nach Berlin, es ist Weiberfastnacht und draussen ist es sehr kalt und es fällt Schnee. Hellmuth Karasek ist nur kurz im Speisewagen um sich etwas zu Trinken zu kaufen. Ich suche ihn an seinem Platz auf um zu zeichnen. Hoffmann und Campe Verlag – Karasek, Hellmuth

Wolfgang Nowak ist ein dynamisch wirkender Mann in einer niedersächsischen Polizeiuniform. Seine Haltung und seine freundlichen Gesichtszüge erzeugen Vertrauen, ein angenehmer Gesprächspartner. Meine Skizze gefällt ihm und ich erfahre etwas über seinen Alltag.  Besonders Interessantes erzählt er über Entspannung und Erholung im Landhaus in Borntin

Udo van Kampen gehört zu den Menschen mit einer vertrauenserweckenden Stimme, man hört ihm gern zu und er drückt die wirtschaftlichen und politischen Sachverhalte mit Überzeugungskraft aus. So werden europäische Verflechtungen und Kompliziertheiten irgendwie verstehbar, fast selbstverständlich. Seine Erscheinung und sein Beruf sind eine Einheit. Er steigt in Bielefeld ein und kommt gleich in den Speisewagen.  Udo van Kampen ist Leiter des ZDF-Studios in Brüssel.

Eberhard Walde sitzt an einem Tisch am Ende des Speisewagens und liest in einem Buch. als er für einen Moment den Tisch verlässt meldet sich sein Mobiltelephon. Es lag auf seinem Tsich neben dem Buch und hatte einen Klingelton wie ein antikes Telephon, helles, metallisches Geläute. Als er zurückkam hatte ich eine Gelegenheit ihn anzusprechen durch eine Hinweis auf das Klingeln. Es war wohl eine Nachricht, die ihn erfreute. Ich erfuhr, dass er in Bonn seine Fahrt angetreten hatte und in Hannover umsteigen wollte, um nach Hause in das Wendland zu fahren. Wir sprachen über den Bahnhof in Uelzen, der nach Entwürfen von Hundertwasser gestaltet und renoviert wurde, also ein Besuch wert ist. Natürlich sprachen wir über den Kampf gegen die Atompolitik und über die Zukunft. Eberhard Walde war lange Bundesgeschäftsführer der Grünen (1982-90) und davor war er im Vorstand des BBU (Bundesverband Bürgerinitiative Umweltschutz). Ich stellte fest, dass wir einen gemeinsamen Bekannten aus der Zeit haben. Ein Redakteur des “ BBU-Umweltmagazins“ , Michael Schroeren, übernahm hier und da mal eine Karrikatur von Roland Oesker für einen Abdruck im Umweltmagazin. Das Redaktionsbüro war damals 1979/80 in der Flemmingstrasse in Berlin-Steglitz und ich wohnte auch in dieser Strasse. Eberhard Walde ist Mitglied bei den Grünen, wollte aber die Kriegsbeteiligung der Bundesrepublik nicht unterstützen. Er verlegte sein Engagement auf die Hilfe dort wo sie gebraucht wurde und war Mitarbeiter von Hilfsprogrammen in den Kriegsgebieten wie Kosovo und Irak. Auch dort wo er jetzt wohnt und arbeitet, ist sein Leben ein aktives Eintreten gegen die Bedrohung der ewig gestrigen Atomkraftbetreiber. Wenn das Handy läutet, gibt es aber auch Nachrichten aus der Familie (zwei Töchter und einen Sohn), die in fröhlich und stolz machen, wie ich an seinem Gesicht erkennen konnte. Dann gibt es noch das KDW, das Kaufhaus des Wendlands